Vereinsgeschichte


Reitgemeinschaft Goslar e. V. - ein traditionsreicher Verein des Pferdesports mit erfolgreicher Geschichte

Die Reitgemeinschaft Goslar e. V. ist die derzeitige Vertretung des Pferdesports in der Stadt Goslar. Sie wurde – als Sportverein – im Jahre 1956 gegründet, hatte damals allerdings bereits zwei Vorläufer, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Organisationen des Reitsports in Goslar fungierten. Die sehr erfolgreiche Vereinsgeschichte der RG Goslar war seit ihrer Gründung und bis zum Jahre 2009 auf das engste mit der Goslarer Reitanlage am Nordberg verbunden, die sich seit 1996 und bis 2009 komplett in Vereinsbesitz befand. Der "Reitstall Nordberg" wurde allerdings während der gesamten Zeit seines Bestehens (von Dezember 1952 bis Februar 2009) privat betrieben, hatte stets die Funktion einer Reitschule und bildete aus diesem Grunde, aber auch zufolge zahlreicher, mit großer Regelmäßigkeit durchgeführter reit- und voltigiersportlicher Veranstaltungen, die auf dieser Anlage stattfanden, die Heimat und Sportstätte der Reitgemeinschaft Goslar.

 

Zufolge des aus verschiedenen Gründen unabweisbar notwendig gewordenen Verkaufs der Reitanlage am Nordberg (an einen privaten Erwerber) geriet der Verein im Frühjahr 2009 in eine außerordentlich schwierige Lage. Er verlor nicht nur seine Reitanlage, sondern auch mehr als die Hälfte seiner Mitglieder. Von ehemals zehn Schulpferden konnten vier zurückgekauft bzw. in Vereinsbesitz behalten werden, mit denen allerdings Anfängerunterricht im Reiten in eigener Regie und Zuständigkeit nicht mehr möglich war. Vielmehr wurden diese vier Pferde in einer fremden, auswärts gelegenen Reitanlage untergebracht, damit dort zumindest für die Voltigierer des Vereins (und einige wenige Reiter), wenn auch in eingeschränktem Umfang, die Möglichkeit bestand, ihren Sport weiterhin auszuüben.

 

Zwei der verbliebenen RG-Voltigierpferde befinden sich noch heute in Vereinsbesitz und stehen seit Februar 2010 in Bad Harzburg-Westerode, und zwar in der dortigen Reitanlage des Reit- und Trainingszentrums Bad Harzburg, wo die RG-Pferde – auf der Grundlage eines Miet- bzw. Kooperationsvertrages – gleichzeitig zum Reiten im dortigen Schulbetrieb eingesetzt werden können.

 

Auf dieser Basis konnte die RG Goslar den Sport- und Unterrichtsbetrieb für die Voltigierer des Vereins, ca. 30 an der Zahl, aufrechterhalten und bis heute erfolgreich fortsetzen. Es bestehen derzeit eine Turniergruppe der Leistungsklasse M*, eine Turnier-Nachwuchsgruppe und eine Anfänger-Gruppe. Der Voltigierunterricht wird seit 2014 von zwei Trainerinnen erteilt, die im Besitz einer Trainer-C-Lizenz sind, sowie von einigen Nachwuchs-Ausbilderinnen. Die beiden Wettkampfgruppen haben auch in den zurückliegenden Jahren mit Erfolg an Voltigierturnieren teilgenommen. So hat die M-Gruppe in 2014 den Bezirksmeistertitel gewonnen.

 

Etliche reiterlich aktive Mitglieder der Reitgemeinschaft sind im Besitz eigener Reitpferde, die allerdings überwiegend im Bereich der Freizeitreiterei Verwendung finden. Einige RG-Reiter nehmen allerdings unverändert am Turniersport teil, so vor allem die 17jährige Junioren-Reiterin Leonie Joerns, die seit Jahren zahlreiche Turniererfolge zu verzeichnen hat und bereits zweimal einen Kreismeistertitel im Springreiten gewann.

 

Die Reitgemeinschaft Goslar kooperiert nicht nur mit dem RTZ Bad Harzburg, sondern seit 2009 auch mit dem Reit- und Fahrverein Lutter, auf dessen Reit- und Turniergelände in Lutter am Barenberge bereits mehrfach in den zurückliegenden Jahren gemeinsam veranstaltete Orientierungsritte und Reitertage, also WBO-Turniere, stattgefunden haben. In eigener Regie veranstaltet die RG Goslar unverändert alljährlich im Januar einen großen Reiterball und im Juli oder August ein Sommerfest in Form eines geselligen Beisammenseins.

 

Die Mitgliederzahl der Reitgemeinschaft Goslar lag am 01.01.2021 bei 97, davon 30 jugendliche Mitglieder unter 18 Jahren.

 

Es ist das erklärte Ziel der Vereinsführung, trotz der derzeit schwierigen Gesamtsituation durch Zusammenarbeit mit dem RTZ Bad Harzburg und dem RFV Lutter und mit Hilfe engagierter Vereinsmitglieder (Pferdebesitzer, Ausbilder, Reiter und Voltigierer) das Überleben und die Fortexistenz der Reitgemeinschaft Goslar zu sichern und dem Verein hierfür mittel- oder langfristig eine Perspektive zu erhalten.

Geschichte bzw. Entwicklung des Reitsports in Goslar nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Entwicklung des Reitsports in Goslar nach dem Zweiten Weltkrieg verlief, zumindest in den ersten drei Jahren, d. h. von August 1945 bis Juni 1948, unruhig und unübersichtlich. Schriftliche Unterlagen sind nicht vorhanden. Sie lässt sich deshalb nur anhand von Aussagen von Zeitzeugen teilweise, also in großen Zügen, rekonstruieren.

 

Die Rammelsberg-Kaserne war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Sitz der in Goslar stationierten militärischen Einheit, der Goslarer Jäger. Bestandteil der Kasernen-Anlage waren Stallungen für 40 bis 50 Pferde, eine Reithalle und ein großer offener Reitplatz. Diese Kasernen-Anlage wurde nach Kriegsende von der britischen Militärregierung beschlagnahmt bzw. übernommen, wobei die Reitanlagen von englischen Offizieren, die ihre Pferde mitgebracht hatten, zumindest teilweise genutzt wurden.

 

Auf diesem Gelände wurde am 1. August 1945 eine Reitschule eröffnet. Betreiber war ein – in Astfeld ansässiges – Ehepaar namens von Vietinghoff-Scheel, das aus dem damaligen Warthegau geflüchtet war und einige Pferde mitgebracht hatte. Als Reitlehrer wurde der in Goslar wohnhafte ehemalige Kavallerist Günther Ludewig eingestellt (damals 28 Jahre alt). Im November oder Dezember 1946 stellten die Engländer – für ihre Reiter und Pferde – ebenfalls einen Reitlehrer ein, nämlich Walter Körner. Die Reithalle und der Reitplatz am Rammelsberg wurden gemeinsam von den englischen und deutschen Reitern genutzt. Diese Nutzung blieb möglich, als die Pferde der deutschen Reitschule im Jahre 1947 anderswo untergebracht werden mußten, nämlich in Stallungen des damaligen Hotels Braunschweiger Hof und des ehemaligen Ausspanns in der Münzstraße. Diese externe Pferde-Unterbringung und ein im Januar 1948 erfolgter Reitlehrer-Wechsel – von Günther Ludewig zu Hans Riehn – vermochte das Ende der Reitschule von Vietinghoff-Scheel nicht aufzuhalten. Deren Pferde wurden aus der Münzstraße verkauft, Reitlehrer Riehn schied im Juni 1948 aus. Dadurch übernahm Reitlehrer Walter Körner, der nach wie vor bei den Engländern angestellt war, die Leitung einer – praktisch neu gegründeten – Goslarer Reitschule. Sie bestand allerdings nur aus wenigen Privat- und Schulpferden. Die Körnersche Reitschule existierte bis zum Sommer 1951, als das Areal der Rammelsberg-Kaserne von dem damals neu gegründeten Bundesgrenzschutz übernommen wurde und die englischen Reiter die dortige Reitanlage verließen. Walter Körner ging als Reitlehrer zum Reit- und Fahrverein Braunschweig, sein Stallmeister und Pferdepfleger Ernst Worbs, der am 1. Februar 1947 unter Günther Ludewig in den Dienst der Goslarer Reitschule eingetreten und im Juli 1948 von Reitlehrer Körner übernommen war, übernahm im September 1951 die Leitung des verbliebenen Goslarer Reitstall-Betriebs. Als organisatorische Grundlage dieses Reitstall-Betriebs wurde im November 1951 eine Interessengemeinschaft gebildet, die den Namen "Reitstallgemeinschaft Goslar" erhielt. Diese Reitstallgemeinschaft bildete den lockeren Zusammenschluss weniger Pferdebesitzer und interessierter Reiter und hatte praktisch die Rechtsform einer "Gesellschaft bürgerlichen Rechts". Sie bestand allerdings länger als vier Jahre und wurde erst am 27. Januar 1956 in einen nicht rechtsfähigen Verein umgewandelt und in "Reitgemeinschaft Goslar" umbenannt.

 

Unabhängig von der Entwicklung des Reitschul-Betriebs in der Rammelsberg-Kaserne hat es in den Jahren von 1946 bis 1948 in Goslar einen Reiterverein gegeben, über dessen Gründung, dessen Aktivitäten und dessen Auflösung keine Aufzeichnungen vorhanden sind. Bekannt ist allerdings, dass dessen Vorsitzender Dr. Werner Friese war und daß der Verein mit einigen Vortrags-Veranstaltungen an die Öffentlichkeit getreten ist. Seit Ende 1948 sind keine wie auch immer gearteten weiteren Vereins-Aktivitäten bekannt geworden.

 

Da die Stallungen in der Rammelsberg-Kaserne im Jahre 1952 vom Bundesgrenzschutz in Fahrzeughallen umgebaut werden sollten, mussten die wenigen verbliebenen Privat- und Schulpferde im Sommer 1952 anderweitig untergebracht werden. Für ungefähr sechs Monate gingen sie nach Gut Ohlhof "ins Exil". Dort hatte Gutspächter Dr. Hermann Lampe den Goslarer Reitern einige leerstehende Stallungen zur Verfügung gestellt.

 

 

Gründung und Geschichte des Reitstalles Nordberg

 

Im Taleinschnitt zwischen Steinberg und Nordberg befand sich im Jahre 1952 die Bergwerksanlage der damals schon seit zwei Jahren stillliegenden Dachschiefergrube Nordberg. Dieser Bergwerksbetrieb und das dazugehörige angrenzende Grubengelände waren – aus der Konkursmasse des vorherigen Betreibers – von den Goslarer "Vereinigten Dachschieferwerken" übernommen worden und harrten einer sinnvollen zukünftigen Verwendung. Der damals am Goslarer Bergamt amtierende Oberbergrat Ernst Mehl, selbst aktiver Reiter, gab dem Mitgesellschafter der Vereinigten Dachschieferwerke, Dr. Otto Fricke, der gleichzeitig Mitglied des Vorstandes der Reitstallgemeinschaft Goslar war, den entscheidenden Tipp: Das Grundstück der stillgelegten Dachschiefergrube Nordberg eignete sich, nach Vornahme entsprechender Umbauten, hervorragend für die Errichtung eines Reitstalles.

 

Im Oktober 1952 begann der Umbau. Eine leerstehende ehemalige Spalthalle, 12,50 m breit und 21 m lang, wurde zu einer kleinen Reithalle umgebaut, ein direkt angrenzendes Betriebsgebäude zu Stallungen für 14 Pferde (vier Boxen, zehn Stände). Die Kosten für alle Umbauarbeiten teilten sich die Vereinigten Dachschieferwerke und die Firma August Prelle. Am 23. Dezember 1952 bezogen die restlichen sieben in Ohlhof verbliebenen Pferde den neugeschaffenen "Reitstall Nordberg". Damit war die Fortexistenz des Reitsports in Goslar gesichert. Die Leitung des Reitbetriebs am Nordberg übernahm Stallmeister Ernst Worbs, der vom Rammelsberg über Ohlhof zum Nordberg mitgegangen war und im Februar 1953 an der Reitschule in Verden seine Reitlehrer-Prüfung ablegte.

 

Die Trägerschaft für den neugegründeten "Reitstall Nordberg" lag weiterhin, also für weitere drei Jahre und bis Januar 1956, bei der Reitstallgemeinschaft Goslar. Nach deren Umwandlung in einen regulären, allerdings nicht rechtsfähigen Sportverein wurde der Reitstall Nordberg zu einem Nebenbetrieb der Firma August Prelle, also rechtlich, organisatorisch und finanziell von der Reitgemeinschaft Goslar abgekoppelt, mit der er allerdings durch eine Zuschuss- bzw. Nutzungsvereinbarung eng verbunden blieb. Außerdem bestand Personalunion zwischen dem Leiter der Firma Prelle und dem Vorsitzenden der Reitgemeinschaft Goslar (Dr. Otto Fricke).

 

Der Reitstall Nordberg wurde bis in die 60er Jahre als Nebenbetrieb der Firma Prelle geführt. Aus steuerlichen Gründen wurde er in eine "Gesellschaft bürgerlichen Rechts" umgewandelt, womit er beim Finanzamt eine eigene Steuernummer erhielt. Die drei GbR-Gesellschafter waren die Geschäftsführenden Gesellschafter der Firma August Prelle, also Dr. Otto Fricke und dessen Söhne Otto Fricke und Joachim Fricke. Nach dem Tode von Dr. Fricke bestand die "Reitstall Nordberg GbR" aus den Gesellschaftern Otto Fricke und Joachim Fricke. Das Grundstück des Reitstalles Nordberg gelangte 1963 in das alleinige Eigentum der Firma Prelle, bis es im Jahre 1996 an die Reitgemeinschaft Goslar verkauft wurde. Sämtliche von 1953 bis Mitte der 90er Jahre auf dem Reitstall-Grundstück vorgenommenen Neubauten, nämlich drei Stallgebäude, die Verlängerung der alten Reithalle um 12 Meter, die Anlage und Erweiterung des offenen Reitplatzes und die Stroh-Remise, mit Ausnahme des Neubaus der Reithalle (mit angrenzenden Stallungen), der von der RG Goslar auf Erbpacht-Grundstück errichtet und finanziert wurde, wurden also vom Grundstückseigentümer Prelle und auf dessen Kosten errichtet.

 

Ein ganz wesentliches Merkmal und Kriterium der Geschichte und Entwicklung des Pferdesports in Goslar von 1952 bis 2009 war also die Tatsache, dass die Sportstätte der Reitgemeinschaft Goslar, also der Reitschul-Betrieb "Reitstall Nordberg", während dieses gesamten Zeitraums von mehr als 56 Jahren in privater Trägerschaft lag, also von wenigen Personen privat betrieben, organisiert und finanziert wurde. Dem Verein, also der Reitgemeinschaft Goslar, wurde dadurch stets nicht nur sehr viel Arbeit, also organisatorischer und personeller Aufwand, sondern ebenso ein erhebliches finanzielles Risiko abgenommen. Die vertragliche Verflechtung zwischen Reitgemeinschaft und Reitstall, die Personalunion zwischen den Leitern beider Institutionen, deren langjährige Amtsdauer (vom ersten bis zum letzten Tage des Bestehens des Reitstalles Nordberg) und nicht zuletzt die Tatsache, dass für einen Zeitraum von – zusammengerechnet – 45 Jahren ein und derselbe Betriebsleiter im Amt war, nämlich Reitlehrer Ernst Worbs – all diese Faktoren trugen ganz wesentlich zur erfolgreichen Geschichte der Reitgemeinschaft Goslar bei, die nach ihrer Gründung (am 27. Januar 1956) für 53 Jahre am Nordberg zu Hause war.

 

 

Die Vereinsgeschichte der Reitgemeinschaft Goslar von 1956 bis 2009

 

Die von Herbst 1951 bis Januar 1956 bestehende Reitstallgemeinschaft Goslar war ein lockerer Zusammenschluss von Pferdebesitzern sowie engagierten Reiterinnen und Reitern, die einen – relativ hohen – "Förderbeitrag" von monatlich 10,-- DM zu zahlen hatten. Sie bildete während dieser Zeit für den Reitstall-Betrieb (in der Rammelsberg-Kaserne, in Ohlhof und am Nordberg) die organisatorische Grundlage. Diese Interessen-Gemeinschaft hatte keinen Vereinscharakter und besaß deshalb auch nicht die Mitgliedschaft in den übergeordneten Verbänden des Pferdesports und des allgemeinen Sports. Ihre Mitglieder konnten – als Turnierreiter - nicht an turniersportlichen Veranstaltungen teilnehmen, sondern benötigten hierfür die Mitgliedschaft in anderen Reitervereinen (Liebenburg oder Lutter).

 

Alle diese Gründe führten dazu, dass auf einer Mitgliederversammlung der Reitstallgemeinschaft Goslar, die zu diesem Zeitpunkt aus 19 Mitgliedern bestand, am 27. Januar 1956 der Beschluss gefasst wurde, die bisherige Reitstallgemeinschaft in einen regulären Sportverein umzuwandeln und in "Reitgemeinschaft Goslar" umzubenennen. Gleichzeitig wurde beschlossen, die Mitgliedsbeiträge auf eine angemessene Höhe herabzusetzen, eine Vereinssatzung zu erstellen und auf der Grundlage dieser Satzung einen Vorstand zu wählen. Dies war die Geburtsstunde der Reitgemeinschaft Goslar, und zwar als nicht rechtsfähiger Verein, also ohne Eintragung ins Vereinsregister und ohne Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt. Erst im Jahre 1973 wurde die RG Goslar in einen rechtsfähigen, eingetragenen Verein (e. V.) umgewandelt.

 

Die konstituierende Mitgliederversammlung der neuen "Reitgemeinschaft Goslar" – mit Beschlussfassung über die Satzung und die Wahl eines Vorstandes – fand am 30. Juni 1956 statt. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Reitgemeinschaft Goslar bereits 92 Mitglieder, im Dezember waren es dann schon 125. Zu gleichberechtigten 1. Vorsitzenden wurden Dr. Otto Fricke und Dr. Werner Friese gewählt. Der engere Vorstand bestand aus sieben Mitgliedern, denen aufgrund einer internen Geschäftsordnung verschiedene Aufgaben zugewiesen wurden. So übernahm das Vorstandsmitglied Otto Fricke jun. die Organisation von Veranstaltungen jeglicher Art sowie die Pressearbeit. Hierzu gehörte auch die Herausgabe einer Vereinszeitung, die den Namen "Rundschreiben" erhielt und deren erste Ausgabe im August 1956 erschien.

 

Die Gründung der Reitgemeinschaft Goslar ist also eine Geschichte der besonderen Art. Eigentlich ist es eine Umwandlung und Umbenennung gewesen. Erst dadurch wurde dann auch im Juli 1956 der Beitritt zum damaligen Bezirksverband Braunschweig der Reit- und Fahrvereine, zum damaligen Niedersächsischen Reiterverband und im Dezember 1956 zum Kreissportbund Goslar und zum Landessportbund Niedersachsen möglich. Und erst seit diesem Jahr konnten die Goslarer Turnierreiter offiziell für ihren Heimatverein, die Reitgemeinschaft Goslar, an Reitturnieren teilnehmen.

 

Es ist nicht möglich, die Geschichte der Reitgemeinschaft Goslar – von 1956 bis 2009 – in chronologischer Form darzustellen. Aber die wesentlichen Merkmale, Charakteristika, Gründe und Höhepunkte einer mehr als 50 Jahre währenden Erfolgsgeschichte und eines sehr stabilen und erfolgreichen Vereinslebens können genannt werden. Basis und Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung des Vereins war die solide, kontinuierliche Ausbildungsarbeit, die jahrzehntelang – und aushilfsweise auch nach seiner Pensionierung – von Reitlehrer Ernst Worbs und von 1990 bis 2009 auch von verschiedenen anderen (insgesamt sechs) Reitausbilderinnen und -ausbildern geleistet wurde. Der Boom des Reitsports ganz allgemein und der Zulauf zum Reiten und Voltigieren im Reitstall Nordberg führten dazu, daß die Mitgliederzahl der RG Goslar während der 70er Jahre auf über 500 anstieg. Um die Nachfrage zu befriedigen, standen in Spitzenzeiten im Reitstall Nordberg bis zu 15 Schul- und Voltigierpferde für den allgemeinen Reitbetrieb (und Voltigierunterricht) zur Verfügung. Für die ebenfalls größer werdende Zahl von Privatpferden wurden die Stallkapazitäten des Reitstalles am Nordberg durch mehrere Erweiterungsbauten auf maximal 53 gesteigert. Eine ganz wesentliche Voraussetzung für diese positive Entwicklung – und für die Durchführung ungezählter kleinerer und größerer sportlicher Vereinsveranstaltungen – bildete der in den Jahren 1973 und 1974 erfolgende Neubau einer großen Reithalle – mit Tribüne für 200 Besucher, Funktions- und Nebenräumen und angrenzenden Boxenstallungen für 16 Pferde. Dieses große Bauvorhaben, das mehr als eine halbe Million D-Mark kostete, wurde von der RG Goslar finanziert, weil deren gestiegene Finanzkraft es möglich machte und nur dadurch öffentliche Zuschüsse in erheblicher Höhe zu erlangen waren.

 

Garant für eine stabile und erfolgreiche Entwicklung des Vereins war aber auch die Tatsache, dass die Arbeit und personelle Besetzung der Vereinsspitze durch eine sehr große Kontinuität gekennzeichnet war. So gab es zwar nach Gründung der Reitgemeinschaft für zwei Jahre eine Doppelspitze; aber von 1956 bis 1972, d. h. bis zu seinem Tode, hatte der "Gründer" und Erbauer des Reitstalles Nordberg, Dr. Otto Fricke, das Amt des 1. Vorsitzenden inne; und von 1973 bis 2010, also für 37 Jahre, wurde das Amt des RG-Vorsitzenden durch dessen Sohn (gleichen Namens) ausgeübt, der gleichzeitig während eines Zeitraums von mehr als fünf Jahrzehnten als Mitgesellschafter der GbR die Geschäfte des Reitstalles Nordberg führte.

 

 

Jahrzehntelang andauernde Vereinsaktivitäten bzw. Veranstaltungsserien

 

Die Kontinuität des Vereinsgeschehens innerhalb der Reitgemeinschaft Goslar kommt auf mehreren verschiedenartigen Handlungsfeldern mit großer Deutlichkeit zum Ausdruck. Da wären zunächst etliche unwahrscheinlich anmutende Veranstaltungsserien zu nennen, mit denen der Verein seit seiner Gründung, d. h. seit den 50er Jahren, mit größter Regelmäßigkeit an die Öffentlichkeit trat. Bereits vor Konstituierung der RG Goslar als Verein fanden zu Zeiten der "Reitstallgemeinschaft" Goslar seit 1953 alljährlich im Oktober turniersportliche Veranstaltungen auf der Reitanlage am Nordberg statt, und zwar überwiegend als Reitertag bzw. Vereinsturnier und für 20 Jahre, von 1977 bis 1997, im Wechsel mit regulären Reitturnieren, in deren Rahmen jeweils die Kreismeisterschaften im Dressur- und Springreiten ausgetragen wurden. Insgesamt waren dies 56 Herbst-Turniere. Von 1957 bis 2008 wurde alljährlich am Maifeiertag ein sogenanntes "Öffentliches Trainingsspringen" auf dem Reitplatz am Nordberg ausgerichtet, insgesamt also 52 Mal. Seit April 1959 fand alljährlich im Frühjahr ein vereinsinternes Jugendturnier der RG Goslar mit einer Jugend-Vielseitigkeitsprüfung als Hauptwettbewerb statt, im Jahre 2008 also zum 50. Male. Seit Mitte der 50er Jahre wurde das Goslarer Reiterjahr entweder am Neujahrsmorgen oder, in späteren Jahren, am ersten Sonntag im neuen Jahr mit einem Neujahrs-Musikreiten und -Rekordhochspringen eröffnet. Mindestens seit 1961 hat die Reitgemeinschaft alljährlich am Jahresanfang einen großen Reiterball veranstaltet, und das bis heute. Seit 1953 gehörte eine herbstliche Fuchsjagd, geritten aus Anlass des Hubertustages, zum Jahresprogramm der RG Goslar, wobei diese Jagden seit 1977 als Meute-Jagden, also hinter den Hunden, geritten wurden und seit 1983 durch eine ganze Jagdwoche, die sogenannte "Goslarer Jagdfolge", ausgeweitet wurden. Die Goslarer Jagdfolge ist noch heute Bestandteil des Goslarer Reiterjahres, wobei die Organisation aller Schleppjagden stets in den Händen einzelner RG-Mitglieder lag und der Verein lediglich als Mitveranstalter fungiert.

 

Während alle vorerwähnten reitsportlichen Veranstaltungen – mit Ausnahme der Meute-Reitjagden – regionalen oder Vereins-Charakter hatten, fanden die von der RG Goslar veranstalteten Voltigierturniere auf Landes- oder Bundes-Ebene statt. Schon während der 60er Jahre gab es drei große Voltigierturniere in Goslar, die allerdings damals, wegen der Hallensituation am Nordberg, noch als Freiluft-Turniere durchgeführt wurden, und zwar kombiniert mit repräsentativen reitsportlichen Turnierprüfungen. Eine weitere Turnierveranstaltung ähnlicher Art, diese mitgetragen durch den Goslarer Kreisreiterverband, fand im Frühsommer 1982 aus Anlaß des Bundesjugendtreffens der Deutschen Sportjugend in Goslar statt. Alle diese vier "Reit- und Voltigierturniere", darunter die Deutsche Meisterschaft der Voltigiergruppen im Jahre 1965, wurden auf dem großen Rasenplatz am Stadtgarten ausgerichtet. Nach Errichtung der neuen Reithalle gab es dann von 1976 bis 2000 insgesamt 14 große Voltigierturniere am Nordberg, darunter zwei Landesmeisterschaften und zwölf auf nationaler Ebene, ausgeschrieben als Einladungsturniere (und teilweise mit internationaler Besetzung). Jedes dieser Turniere war, vor allem in den 90er Jahren, eine Spitzenveranstaltung des Voltigiersports.

 

Ein ganz wichtiges und bedeutungsvolles Betätigungsfeld der Reitgemeinschaft Goslar war der internationale Jugendaustausch, und zwar vorrangig mit Israel. Dadurch, daß im Juli 1968 eine erste Jugend-Sportgruppe aus Israel zu Besuch in Goslar und – für einen Nachmittag – auch im Reitstall Nordberg war, kam es zu einer Einladung der Israelis an die Reitgemeinschaft Goslar, im folgenden Frühjahr mit einer Jugendreiter- und Voltigiergruppe des Vereins nach Israel zu reisen, und zwar mit Pferd; denn die israelischen Gastgeber wollten mit den Schauvorführungen der Goslarer Gruppe, die damals Deutscher Meister war, den Voltigiersport in Israel bekanntmachen. Ende März 1969 reiste also die erste Jugendgruppe der RG Goslar mit Voltigierpferd nach Israel, wo die RG-Voltigierer unter Leitung von Ernst Worbs achtmal in Schauvorführungen auftraten. Mit dieser Reise kam ein regelmäßiger Jugendaustausch in Gang, der im Jahre 1975 zur Begründung einer Vereinspartnerschaft mit dem Sportverein Hapoel Raanana und in den Jahren von 1969 bis 2006 zu insgesamt 20 Jugendbegegnungen in Israel und zu 23 Begegnungen in Goslar führte. Insgesamt haben damit also in 37 Jahren 43 Begegnungen zwischen der RG Goslar und Sportorganisationen in Israel stattgefunden. Mit der letzten von der RG Goslar durchgeführten Jugendbegegnung im Juli 2006 mündete dieser Jugendaustausch in einen offiziellen Freundschaftsvertrag, der am 18. Juli 2006 im Goslarer Rathaus zwischen den Städten Goslar und Raanana abgeschlossen wurde. Auf der Grundlage dieses Freundschaftsvertrages wird der Jugendaustausch seither in regelmäßigem Turnus fortgesetzt.

 

Weitere internationale Kontakte der Reitgemeinschaft haben insbesondere die Voltigierer des Vereins nicht nur zu zahlreichen internationalen Voltigierturnieren, sondern auch – von 1961 bis 1988 – zu etlichen Besuchen und Begegnungen ins Ausland geführt, so zu Schauvorführungen in Washington (USA), Dänemark, England und Schweden und zu einer dreiwöchigen Jugendbegegnung in Kalifornien. Als deutscher Vizemeister war die 1. RG-Gruppe auch an jenem – bisher einmaligen – Schaubild beteiligt, das von den fünf besten deutschen Voltigiergruppen im Rahmen der Abschlussfeier für die Olympischen Spiele 1972 in München im Olympiastadion gezeigt wurde.

 

Zwei weitere Beweise für die Kontinuität und Stabilität des Vereinslebens zeigten sich in der Öffentlichkeitsarbeit der Reitgemeinschaft, und zwar nach innen wie nach außen. Nachdem am 10. August 1956 das erste Rundschreiben (des Vorstandes) an alle Vereinsmitglieder erschienen war, entwickelte sich dieses Informationsschreiben im Laufe der Jahre zu einer richtigen Vereinszeitung, die in der Anfangszeit mit sechs bis acht und später dann ziemlich regelmäßig mit vier oder fünf Ausgaben pro Jahr - und in den letzten Jahren mit zwei – erschien und durch die alle Mitglieder der Reitgemeinschaft umfassend und sehr ausführlich über alle Erfolge, Veranstaltungen und sonstigen Geschehnisse innerhalb des Vereins informiert wurden. "Herausgeber" des RG-Rundschreibens und Verfasser sämtlicher Beiträge war von 1956 bis 2010 ein und dieselbe Person (Otto Fricke), während seit 2011 die im Rundschreiben veröffentlichten Beiträge von verschiedenen Autoren verfasst werden. Das "Rundschreiben" der Reitgemeinschaft Goslar erscheint damit in 2015 im 60. Jahrgang. Nach außen, also in den in Goslar erscheinenden Tageszeitungen (und Anzeigenblättern), zeichnete sich die Pressearbeit der Reitgemeinschaft ebenfalls von 1955 bis 2010 durch große Regelmäßigkeit und Intensität aus, wobei auch hierfür stets derselbe "Pressewart" zuständig war.

 

Die sportlichen Erfolge der RG- Turnierreiter sind nicht zu zählen

 

Seit Entstehung der "Reitstallgemeinschaft Goslar", also seit Anfang der 50er Jahre, nahmen die leistungsmäßig fortgeschrittenen Goslarer Reiterinnen und Reiter an Dressur- und Springprüfungen auf auswärtigen Reitturnieren teil. Nach Gründung der Reitgemeinschaft Goslar starteten sie für ihren Heimatverein, und zwar in ständig zunehmender Zahl und Leistungsstärke und mit ungezählten großen und schönen Erfolgen. Vor allem die Jugendreiter und Springreiter des Vereins waren in den 50er, 60er und 70er Jahren auf allen Turnieren bis zu Bezirks- und Landesmeisterschaften erfolgreich. In den folgenden 40 Jahren waren es dann vor allem einige namhafte Springreiter, die ihren Verein mit großer Häufigkeit und Einsatzbereitschaft und mit gleichbleibenden großen Erfolgen auf allen Turnieren unserer Region und teilweise weit darüber hinaus vertraten. Leider wurden die sportlichen Erfolge der RG-Turnierreiter zwar jährlich genau erfasst, aber nie in einer fortgeschriebenen Statistik registriert; und die große Zahl der RG-Mitglieder, die in mehr als 60 Jahren an den Turniererfolgen ihres Vereins beteiligt waren, macht es unmöglich, in diesem geschichtlichen Rückblick Zahlen und Namen zu nennen. Festzuhalten ist jedenfalls, dass die Turnierreiter der Reitgemeinschaft Goslar, die seit Anfang der 50er Jahre und bis heute die Goslarer Farben mit großen und nachhaltigen Erfolgen in Leistungsprüfungen aller Art vertreten haben, immer und zu allen Zeiten gute, sehr erfolgreiche und allseits respektierte Vertreter des Goslarer Reitsports gewesen sind.

 

 

Die Reitgemeinschaft Goslar als Hochburg des Voltigiersports

 

Die einzigartige Erfolgsgeschichte der Voltigierabteilung der Reitgemeinschaft Goslar lässt sich an dieser Stelle nur in wenigen Zahlen, Daten und herausragenden Erfolgsergebnissen wiedergeben. Tatsache ist jedenfalls, dass Goslar, die Reitgemeinschaft und der Reitstall am Nordberg für einen Zeitraum von 50 Jahren, von 1957 bis 2006, als Hochburg des Voltigiersports bezeichnet werden können. Und voltigiert wird in der RG Goslar weiterhin und bis heute. Mit der Aufstellung einer Voltigiergruppe im August des Jahres 1957 wurde im Goslarer Verein und im Reitstall Nordberg Neuland betreten. Neulinge im Voltigieren waren auch die erste Ausbilderin der Goslarer Voltigierer, die RG-Turnierreiterin Gisela Weller, und ihr Pferd, das vielfach bewährte Schulpferd Goldjunge. Seit Mai 1958 nahm die Turniergruppe des Vereins an Wettkämpfen teil; und seit diesem Zeitpunkt und bis 2006, also 49 Jahre lang, voltigierte die 1. Voltigiergruppe des Vereins in der obersten Leistungsklasse. 1961 gelang der Durchbruch an die deutsche Spitze, im Juni 1963 gewann die Goslarer Voltigiergruppe ihre erste Deutsche Meisterschaft. In 44 Jahren, von 1963 bis 2006, nahm sie 31 Mal an Deutschen Meisterschaften teil, sechsmal wurde sie zwischen 1963 und 1971 Deutscher Voltigiermeister, fünfmal von 1965 bis 1974 Deutscher Vizemeister. Mit zwei Ausnahmen nahm die 1. RG-Gruppe von 1958 bis 2006 an 47 Landesmeisterschaften teil, 19 Mal wurde sie Landesmeister. Seit es Norddeutsche Meisterschaften gibt (2001), holte sich die RG-Gruppe bei fünf Starts zweimal den Meistertitel, einmal wurde sie Vizemeister und zweimal Dritte. Auch die Einzelvoltigierer des Vereins waren in den 80er und 90er Jahren und vor allem seit 2000 sehr erfolgreich. Sie gewannen fünf Landes- und sechs Bezirksmeistertitel, waren seit 2001 sechsmal in der Norddeutschen Meisterschaft ganz vorn platziert (einmal Zweite) und landeten mehrfach in Bundessichtungen und Deutschen Meisterschaften auf mittleren Rängen. Von 1986 bis 2000 starteten die 1. RG-Gruppe und die RG-Einzelvoltigierer auch auf internationalen Voltigierturnieren, bei denen sie zumeist gut platziert waren.

 

Seit Ende der 50er Jahre nahmen zunehmend auch die 2. und später die 3. Voltigiergruppe der RG an Turnierwettkämpfen teil, womit die Reitgemeinschaft vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten bis 2006 häufig mit drei Turniergruppen, mitunter sogar mit vier, bei Voltigierturnieren am Start war, und zwar in der Regel in den Leistungsklassen A, B und C.

 

Neben den Leistungs- bzw. Turniergruppen voltigierten weitere Kinder und Jugendliche in der Anfängergruppe, so daß im Durchschnitt der Jahre ca. 50 bis 60 Voltigierer in der Voltigierabteilung der RG Goslar aktiv waren. Ihnen standen stets drei bis fünf qualifizierte Voltigierpferde und ebenso viele und ebenso qualifizierte Ausbilder bzw. Longenführer zur Verfügung. Letzteres war ohnehin die Voraussetzung dafür, dass die Voltigiersportler des Vereins während eines so langen Zeitraums, von 1958 bis 2006, ihren Sport auf gleichbleibend hohem Niveau und mit gleichbleibend großen und sichtbaren Erfolgen ausüben konnten. Während das Verdienst, die Goslarer Gruppe schon vier Jahre nach ihrer Gründung in die bundesdeutsche Spitze des Voltigiersports geführt zu haben, der damaligen Ausbilderin Gisela Weller zukam, fungierte von 1962 bis 1991, mit Unterbrechung während der Jahre 1987 und 1988, also für einen Gesamt-Zeitraum von 28 Jahren, der Goslarer Reitlehrer Ernst Worbs gleichzeitig als Leiter und Longenführer der 1. RG-Voltigiergruppe, und zwar bei deren sämtlichen Wettkampfstarts und Schauvorführungen. Seit 1987 und bis 2006 waren es dann weitere sechs Ausbilderinnen, die die 1. RG-Gruppe bzw. deren Pferd im Training und bei Wettkämpfen longierten. Außerdem gab es von 1962 bis 2006 für die Goslarer A-Gruppe "Zweittrainer", von denen sich die spätere Goslarer Voltigier-Bundestrainerin Helma Schwarzmann durch ihr jahrelanges unermüdliches Engagement besondere Verdienste erwarb. Viele weitere RG-Mitglieder, vornehmlich ehemalige Voltigierer, engagierten sich im Laufe der zurückliegenden 58 Jahre, also bis heute, zumeist ehrenamtlich innerhalb der RG-Voltigierabteilung und für die Ausbildung der Anfänger- und Turnier-Voltigierer. Hinzu kam die fortwährende uneingeschränkte organisatorische und finanzielle Unterstützung, die die Voltigiersparte innerhalb des Vereins durch den jeweils amtierenden RG-Vorstand genoss. Im übrigen bedürften die weitreichenden positiven Auswirkungen, die das Vorbild und Beispiel der Goslarer Voltigiergruppe auf die Entwicklung des wettkampfmäßigen Voltigierens in den Anfangsjahren und die das persönliche Engagement der Goslarer Voltigiervertreter auf die Entwicklung des deutschen und internationalen Voltigiersports jahrzehntelang gehabt haben (und dies in der Person des RG-Mitgliedes Helma Schwarzmann bis heute), einer gesonderten Betrachtung. Sie können an dieser Stelle nur angedeutet werden.

 

Mit Ablauf der Turniersaison 2006 endete die Zugehörigkeit des Goslarer Voltigiersports (A-Gruppe und Einzelvoltigierer) zur obersten Leistungsklasse im Voltigieren. Wechsel in der Gruppenzusammensetzung, bei den Trainern und bei den Pferden veränderten die Struktur und das Leistungsniveau der RG-Voltigierabteilung grundlegend. Dennoch wurde – mit jungen Ausbilderinnen und teilweise neuen Pferden – in der Reitgemeinschaft Goslar weiter voltigiert, und dies bis Frühjahr 2009 im Reitstall am Nordberg, für sieben Monate im Reitstall Wolfshof in Wolfshagen und seit Anfang Februar 2010 im Reit- und Trainingszentrum Bad Harzburg in Westerode.

 

Ein tiefer Einschnitt in der Vereinsgeschichte: der Verkauf des Reitstalles Nordberg

 

Die Überschrift über diesem Kapitel (der Vereinsgeschichte der Reitgemeinschaft Goslar) hat eigentlich eine doppelte Bedeutung; oder, anders ausgedrückt: sie beinhaltet zwei Verkäufe - und damit zwei Einschnitte; wobei der eine - im Herbst 2008 – für zwei Monate zu unschönen Turbulenzen führte und von der Verkäuferseite rückgängig gemacht werden musste und der andere das Ende des Vereinslebens der Reitgemeinschaft Goslar in seiner bisherigen Form zur Folge hatte.

 

Seit dem Jahre 1963 hatte sich das Grundstück des Reitstalles Nordberg – mit Ausnahme des Erbpacht-Grundstücks, auf dem die neue Reithalle errichtet wurde – im Eigentum der Firma Aug. Prelle befunden, also in Privateigentum. Vom Mäzenatentum des Grundstückseigentümers hatten sowohl die Reitgemeinschaft Goslar e. V. als auch die Reitstall Nordberg GbR jahrzehntelang profitiert. Im Jahre 1996 wurde einvernehmlich beschlossen, das gesamte Reitstall-Grundstück in das Eigentum der Reitgemeinschaft Goslar zu überführen. Der Gedanke, der dieser Kaufentscheidung zugrunde lag, war der, den Verein "RG Goslar e. V." unabhängig von der Firma Prelle und deren zukünftigen Eigentümern zu machen. Die Reitgemeinschaft Goslar gelangte dadurch in den vollständigen Besitz einer vereinseigenen Reitanlage.

 

Dieser – eigentlich zukunftsweisenden – Entscheidung wurde durch die Entwicklung der folgenden Jahre Zweck und Grundlage entzogen. Auf der einen Seite wurde die Firma Prelle im Jahre 2001 verkauft, wodurch die RG Goslar ihren Mäzen und Verein und Reitstall die bisherige personelle Grundlage ihrer "Geschäftsführung" verloren. Auf der anderen Seite führten mehrfacher (viermaliger) Reitlehrer-Wechsel, vor allem aber ein einschneidender Mentalitätswandel, was die Form der Pferdehaltung anbetraf, zu einem Verlust der finanziellen Basis für die Aufrechterhaltung eines Reitschul-Betriebs und Pensionsstalles in bisheriger Form. Die – jahrzehntelang gepriesene – wunderschöne landschaftliche Lage des Reitstall-Grundstücks erwies sich – wegen fehlender Weideflächen und Erweiterungsmöglichkeiten – zunehmend als Nachteil. Mit baulichen Maßnahmen war dieser Entwicklung aus räumlichen und finanziellen Gründen nicht zu begegnen. Schon im Jahre 2005 reifte deshalb in den Köpfen der RG-Verantwortlichen die Entscheidung, die Reitanlage am Nordberg entweder in öffentliche Trägerschaft (der Stadt Goslar) oder in Privathand zu verkaufen. Der Reitgemeinschaft Goslar und ihrem Reitschulbetrieb sollte dabei ein dauerhaftes Nutzungsrecht eingeräumt werden.

 

Diese grundlegenden Überlegungen und Entscheidungen führten – nach einem ersten fehlgeschlagenen Versuch im Jahre 2008 – im Februar 2009 zum Verkauf des Reitstall-Grundstücks und des Reitstall-Betriebs an einen privaten Erwerber bzw. Betreiber, und zwar an einen Westernreiter aus Salzgitter-Hohenrode. Mit dem Grundstücks-Kaufvertrag wurde ein Nutzungsvertrag gekoppelt, der der Reitgemeinschaft Goslar eine weitere Reitausbildung (auf Schulpferden), den Fortbetrieb ihrer Voltigierabteilung sowie eine Nutzung der Reitanlage für Veranstaltungszwecke zusicherte. Weil der Erwerber (der Reitanlage) allerdings diesen Vertrag nicht einhielt und ihn schon nach wenigen Monaten fristlos kündigte, war einer weiteren Nutzung des Reitstall-Grundstücks durch die Reitgemeinschaft Goslar damit in jeglicher Hinsicht die Grundlage entzogen. In einer Not-Entscheidung sah sich die RG Goslar gezwungen, den Reitschul-Betrieb einzustellen, die letzten vier verbliebenen Schulpferde, nämlich die Voltigierpferde, vom neuen Reitstall-Betreiber zurückzukaufen und am 29. Mai 2009 mit diesen Pferden den Reitstall Nordberg – endgültig – zu verlassen.

 

Durch den Verkauf des Reitstall-Grundstücks, der zum 01.03.2009 wirksam wurde, und durch die Verhinderung der – eigentlich vertraglich ausbedungenen – weiteren Nutzungsrechte endeten die Vereins-Aktivitäten und das Vereinsleben der Reitgemeinschaft Goslar in ihrer bisherigen Form. Der Verein verlor durch diese Entwicklung in den Jahren 2008 und 2009 ungefähr 200 Mitglieder und versuchte seither, seine Voltigierabteilung am Leben zu erhalten, mit wenigen aktiven Turnierreitern erfolgreich und mit einigen wenigen Veranstaltungen aktiv und sichtbar zu bleiben. Einen weiteren tiefen Einschnitt gab es in der Vereinsführung. Auf der Mitgliederversammlung am 14. April 2010 wurde mit Manfred Worbs ein neuer Vorsitzender gewählt, während die Zuständigkeit für die Finanzen des Vereins auf Andreas Bartels als neugewählten Kassenwart überging. Nach 54 Jahren Vorstandsarbeit, davon 37 Jahre als Vorsitzender, ging damit die Ära "Otto Fricke" in der Reitgemeinschaft Goslar zu Ende.

 

Darüber, wie sich die Reitgemeinschaft Goslar seit 2009 und bis heute präsentiert, wird auf dieser Homepage unterrichtet, desgleichen – auf weiteren Seiten – über die Zusammensetzung des aktuellen RG-Vorstandes sowie über die Aktivitäten der RG-Voltigierabteilung und die Erfolge der RG-Reiter.